Ein lautes Wiehern erfüllt die laue Morgenluft, in der Ferne erklingt ein erwartendes Schnauben. Die Pferde strecken neugierig die Köpfe aus ihren Boxen, in freudiger Erwartung, den Tag auf der großen, grasgrünen Weide verbringen zu dürfen. Aber auch die Pferde trifft die Pandemie ...
In der Zeit der Covid-19 Pandemie, müssen viele kleine Unternehmen derzeit um ihr Überleben kämpfen. Auch der Reit- und Pensionsstall Jaddatz, in Ziemitz auf der Insel Usedom gehört zu jenen, welche die Auswirkungen besonders spüren. Was vor ein paar Wochen noch ein Angelpunkt der Reiterei war, gleicht heute eher einem verschlafenen Fleckchen Erde. Dies liegt vor allem an den Einschränkungen, welche die Ausbreitung des Virus eindämmen sollen. Schon vor einigen Wochen mussten alle Reitstunden auf unbegrenzte Zeit abgesagt werden, womit eine große Einnahmequelle für den Betrieb entfiel. Was viele dabei nicht bedenken ist, dass die laufenden Kosten bestehen bleiben. Die Vierbeiner benötigen natürlich trotz Corona eine saubere Box, frisches Heu und Kraftfutter. Aufgrund des fehlenden Regens wächst das Gras derzeit noch sehr verhalten, deshalb muss tagsüber außerdem auch reichlich frisches Heu zur Verfügung stehen. Schon jetzt befürchten Madlen Hamfler-Jaddatz und ihr Mann Robert eine knappe Ernte und einen damit im Zusammenhang stehenden Anstieg des Stroh- und Heupreises. Dies stellt Sie finanziell vor eine weitere Herausforderung.
„Vor allem in dieser schweren Zeit merkt man, wie schwer es sein kann selbstständig zu sein. Nichtsdestotrotz versuchen wir das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen. Es zeigen alle ein großes Verständnis für die Situation. Für unsere Pferde und die Pferde der Einsteller versuchen wir den besten Kompromiss zu finden.“ (Zitat: Madlen Hamfler-Jaddatz)
Dazu kommen die offiziellen Regelungen des Pferdesportverbandes-MV, welche auf Anweisungen der Bundesregierung basieren. Diese besagen, dass nun nur die Grundversorgung der Pferde sicherzustellen sei, sowie für die Gesundheit des Stallpersonals gesorgt werden muss. Zur Vergewisserung, dass diese Maßnahmen eingehalten werden, wurde vor einiger Zeit ein Stallplan ins Leben gerufen, bei dessen Verstoß wird eine Strafe von bis zu 10 000 € verhängt. Nach diesem dürfen sich nur 2 Personen auf dem weitläufigen Gelände aufhalten und ihrem Pferd für nicht mehr als 2 Stunden ihre Aufmerksamkeit schenken. Jeder Pferdebesitzer darf im Durchschnitt 2- 3Mal in der Woche zu seinem Pferd. Für Viele ist dies eine große Umstellung, denn sie konnten ihren Vierbeiner vorher auch sieben Tage die Woche verwöhnen. Für das leibliche Wohl der Tiere ist regelmäßige Bewegung ebenfalls unerlässlich, was für die Familie, wenngleich auch keine Reitstunden stattfinden, unbezahlte Arbeit bedeutet. Auch wenn sie diese natürlich sehr gerne machen.
Der Ausblick auf die kommenden Sommerferien könnte für Madlen und Robert gleichermaßen ein Problem bedeuten, denn sie bereiten vielen Kindern und Familien jedes Jahr unvergessliche Reitferien. Sie leben somit, wie viele in unserer Region, auch vom Tourismus. Angesichts dieser Tatsache können wir nur hoffen, dass sich die aktuelle Situation in Deutschland schnell verbessert, damit die Betten im Reit- und Pensionsstall Jaddatz dieses Jahr nicht leer bleiben müssen und die Reitstunden bald wieder Kinderaugen zum Strahlen bringen dürfen.
Ein Artikel von Pauline Albrecht
Im Auftrag von Madlen Hamfler-Jaddatz
Fotos: Kai Ottenbreit