WOLGAST

        Herzog-und Romantikstadt Wolgast
Von der Pracht der einstigen Herzogstadt, in der einst die pommerschen Greifenherzöge residierten, die den Erzbischof Otto von Bamberg, den Markgrafen Albrecht dem Bären, den Schwedenkönig Gustav Adolf, Zar Peter den Großen, den preußischen Generalfeldmarschall von Blücher und viele andere berühmte Könige und Heerführer in ihren Mauern sah, hat sich nur wenig bis auf die heutigen Tage erhalten.
Der größte Teil ihrer Sehenswürdigkeiten und alten Baudenkmäler ist in den vielen Kriegszeiten der letzten Jahrhunderte zerstört und vernichtet worden. Dennoch findet sich manches Schöne an alten Giebel - und Fachwerkhäusern aber vor allem in den verträumten Winkeln stiller Gassen. Beredt sind die Straßennamen und künden vom Handel und Wandel früherer Zeiten. Die eindrucksvollen Patrizierhäuser zeugen noch heute vom einstigen Reichtum der Stadt Wolgast.
Im ausgehenden 18.Jahrhundert lagen im Stadthafen bis zu 70 Großsegler einheimischer Reeder vor Anker, die alle Ozeane der Welt befuhren. sohn eines Wolgaster Reeders war auch der 1777 geborene Philipp Otto Runge, einer der bedeutendsten deutschen Maler der Romantik. Sein Geburtshaus kann man besichtigen und man erfährt im inneren viel über sein Leben und seiner Werke. Peeneaufwärts fällt der Blick zur Peenewerft, hier wurden zu DDR Zeiten die meisten Schiffe der Seepolizei, Seestreitkräfte und später der Volksmarine gebaut. Heute gehört sie zu Lürssen Gruppe und baut und repariert Boote und Schiffe der Deutschen Marine. Wolgast hat auch eine kleine Insel, die sogenannte Schloßinsel. Dort wo vor über tausend Jahren sich eine slawische Burganlage befand wurde über die Jahrhunderte durch die Greifenherzöge eines der stolzesten Schlösser von Pommern erbaut. Es wurde in den Nordischen Kriegen Anfang des 18.Jahrhunderts zerstört.
Über eine rekonstruierte Holz Drehbrücke geht unser Weg durch schmale ansteigende Gassen zum Marktplatz und zum altehrwürdigen Rathaus. Der Bau zeigt eine aus Gotik und Renaissance gemischte Architektur. Gleich daneben befindet sich eins der ältesten Gebäude der Stadt, dass wegen seiner merkwürdigen Form im Wolgaster Volksmund liebevoll “Kaffeemühle” genannt wird. Hier befindet sich heute das Heimatmuseum ein Besuch lohnt sich, denn es finden sich darin viele historische Dokumente und Anschauungsobjekte zur Stadtgeschichte.
Wolgast ist reich an revolutionären Traditionen. Bis ins Jahr 1128 wehrten sich die Wolgaster Slawen erfolgreich gegen die Christianisierung der Ort war eine der letzten heidnischen Hochburgen im europäischen Mittelalter. 1796 stürzten derbe Matrosenfäuste den Pranger und entthronten damit das Symbol der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit. Schon 1908 streikten Wolgaster Zementarbeiter und gehörten damit zu den Begründer der noch jungen wachsenden Arbeiterbewegung in Deutschland. 2014 gingen tausende Wolgaster auf die Straße und kämpfen bis heute unerbittlich für die Kinder-,Frauen- und Geburtenstationen im Kreiskrankenhaus Wolgast. Dieser hartnäckige Kampfgeist sorgte Deutschlandweit für Schlagzeilen und für den Erhalt des Krankenhauses für die Grund- und Regelversorgung auch für die Insel Usedom.
Das Stadtbild wird überragt von dem stumpfen Turm der im 14.Jahrhundert erbauten St.Petrikirche mit der Herzogsgruft. In dieser Gruft stehen neun reich verzierte Zinnsärge mit den Gebeinen der pommerschen Greifenherzöge. Aber das Innere der Kirche birgt noch viele andere außergewöhnlich seltene Sehenswürdigkeiten. Von dem 54m hohen Kirchturm (stolze 184 Stufen) bietet sich ein atemberaubender Rundblick über die Dächer der Altstadt und den Hafen hinweg bis hinüber zur Insel Rügen, über Greifswald, Anklam, die Insel Usedom, das Achterwasser und  die Greifswalder Oie.

Weiterhin ist der große Friedhof mit der Gertrudenkapelle sehenswert. In den Außenwinkeln der Stadt trifft man hier und da noch auf Reste der alten Stadtmauer und in der Oberwallstraße sind noch die Reste eines Pulverturmes zu sehen. Im Süden der Stadt wurde in den letzten Jahrzehnten ein neues, lichtes und schönes Wohngebiet geschaffen. Eins darf aber nicht fehlen, eine der gigantischen Zugbrücken Europas, das “Blaue Wunder” von Wolgast. Sie ist das Tor zur Insel Usedom und begrüßt und verabschiedet jedes Jahr Millionen von Touristen.  

Text: Kai-Uwe Ottenbreit
Share by: