Wie erlebten die Einwohner von Vorpommern die Befreiung wirklich...?
Heute vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ist der Zweite Weltkrieg in Europa offiziell beendet worden. Der Tag gilt als Tag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus.
Für die meisten in Norddeutschland und Umgebung endet der Krieg aber bereits vorher - ihre Wohnorte werden von den Truppen der Roten Armee eingenommen oder sogar meist kampflos übergeben.
Bei der Eroberung durch die Rote Armee leisten viele Orte den Verteidigungsbefehlen oder den Aufrufen zur Sprengung von Brücken und anderen Gebäuden nicht Folge. So erfolgt etwa die Übergabe Greifswalds am 30. April kampflos. Doch dort, wo die Sowjets auf Widerstand stießen, werden die Städte unter Beschuss genommen. Dies betrifft vor allem den östlichen Landesteil. Die anrückende Rote Armee nimmt die von der Wehrmacht verteidigten Städte Friedland und Neubrandenburg am 29. April ein. Dabei brennt die Innenstadt fast komplett ab. Am 30. April wird Alt-Strelitz zu 65 Prozent zerstört. Auch in Malchin gehen große Teile der Stadt in Flammen auf. In Neustrelitz brennen das Schloss, das Theater und weitere Gebäude ab. Dass es nicht zu mehr Zerstörungen kommt, ist wohl einer Gruppe von 200 Frauen zu verdanken, die vor dem Rathaus ein Ende der Verteidigungsvorbereitungen fordern.
Massenselbstmorde und Misshandlungen
Besonders die Frauen müssen viel Leid ertragen. Wie auch schon beim deutschen Vormarsch in der Sowjetunion kommt es zu zahllosen Fällen sexueller Gewalt. Die Stadt Demmin wird zum Fanal für die seelischen Gräuel des Krieges. In der Nacht zum 1. Mai plündern Rotarmisten die mit Flüchtlingen überfüllte Kleinstadt. Im Suff stecken enthemmte Soldaten Häuser an, der Stadtkern brennt tagelang, der Ort verwandelt sich in eine rauchende Ruinenlandschaft. Am 1. Mai eskaliert die Situation, als ein Apotheker bei einer "Siegesfeier" sowjetische Offiziere mit Rotwein vergiftet. Die Rache erfolgt umgehend und trifft insbesondere Frauen und Mädchen. "Mädchen von zehn Jahren bis zur 80-jährigen Großmutter wurden vergewaltigt", erinnerte sich einst der Demminer Stadtchronist Heinz-Gerhard Quadt.
Tote treiben in den Flüssen
Männer, die gegen die Übergriffe Einspruch erheben, werden kurzerhand niedergeschossen. In den folgenden Tagen nehmen sich an die 1.000 Menschen das Leben - eine genaue Zahlenangabe ist nicht möglich, es könnten auch weit mehr sein, denn viele Fälle wurden vertuscht - aus Scham oder um Versicherungsprämien nicht zu verwirken. An den Ufern der Flüsse Tollense, Peene und Trebel irren Frauen mit ihren Kindern umher und ertränken sich. Ungewissheit und Peinigung treiben auch in Neubrandenburg geschätzt 3.000 Menschen in den Selbstmord.
Versorgungslage bricht zusammen
Die ohnehin schwierige Versorgungslage der Einheimischen und Flüchtlinge bricht nach der Kapitulation vollends zusammen. Zu dieser Zeit halten sich mehr als zwei Millionen Menschen im Land auf. Geschätzt 30.000 Kinder irren elternlos durch die Gegend. Chaos und Seuchen brechen aus. Eine ab dem Sommer 1945 grassierende Typhus-Epidemie rafft mehrere Tausend Menschen dahin. Es dauert, bis die öffentliche Ordnung wiederhergestellt ist. Doch auch die Zeit danach bringt zahllosen Menschen Leid und Unrecht. Die Bodenreform führt zur Enteignung von mehr als 2.000 Gütern. Durch Entkräftung und Krankheiten sterben im Speziallager Fünfeichen bei Neubrandenburg mehr als 7.000 Lagerinsassen. Von hier aus werden ehemalige Regimeanhänger, aber auch Unternehmer und kritische Sozialdemokraten nach Sibirien deportiert.
nur wenige Tausend überlebten in den Konzentrationslagern der SS, für diese Menschen war der Einmarsch der Roten Armee wirklich ein Tag der Befreiung... auch wenn die Enttäuschung schneller kam als erwartet.
Frage der Juden an russische Offiziere: " Wo sollen wir jetzt hin?" Antwort: " NICHT in Richtung Osten...wir hassen Euch!"