Auch 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg liegen noch immer hunderte Tonnen gefährlicher Granaten, Raketen und Patronen in Usedom´s Wäldern. Spaziergänger können überall darüber stolpern. Nicht immer geht das so glimpflich aus wie in diesem Fall bei Ahlbeck.
Heringsdorf (ots) - Gestern Abend (03.09.2020) informierte eine Bürgerin die
Polizei, weil sie in einem Waldgebiet zwischen dem Grenzparkplatz in Ahlbeck und
dem Wolgastsee einen munitionsähnlichen Gegenstand fand. Die Einsatzkräfte der
Polizei sicherten daraufhin den Ereignisort und verständigten den
Munitionsbergungsdienst. Dieser kam am heutigen Tage nach der Begutachtung des
Gegenstandes zu dem Ergebnis, dass es sich hierbei um eine Panzersprenggranate
aus dem zweiten Weltkrieg handelt. Ein Zünder existierte nicht mehr. Dennoch
ging von der Granate eine Gefahr aus, da sich in ihr eine nicht unerhebliche
Menge Sprengstoff befand. Die Granate wird nun durch den
Munitionsbergungsdienstes vernichtet.
Die Polizei rät in diesem Zusammenhang: Verständigen Sie bei derartigen Funden
umgehend die Polizei. Bringen Sie sich und andere nicht in Gefahr, indem Sie
selbst Überprüfungen anstellen. Bergen Sie solche gefährlichen Funde niemals
eigenständig.
Beim Fund von Munition besteht weiterhin ein sehr hohes Risiko verletzt, geschädigt oder sogar getötet zu werden. Bitte beachten Sie deshalb folgende Hinweise für das Verhalten beim Auffinden von Kampfmitteln:
Bei Kampfmittelfunden müssen Sie unverzüglich die nächste Ordnungsbehörde oder Polizeidienststelle benachrichtigen!
Die Notrufnummer 110 ist IMMER RICHTIG, da die Einsatzzentrale immer vor Augen hat wo gerade Mitarbeiter des Munitionsbergungsdienstes MV im Einsatz und in Ihrer unmittelbarer Nähe sind.
Weitere Hinweise beim Fund von Kampfmitteln auf Baustellen, bei forstwirtschaftlichen Arbeiten, in der Landwirtschaft, bei Erdarbeiten usw.:
KAMPFMITTELBELASTUNGSSITUATION DES LANDES MECKLENBURG-VORPOMMERN
Im Kampfmittelkataster des Landes M-V werden durch den Munitionsbergungsdienst M-V zentral alle verfügbaren Informationen zur Kampfmittelbelastungssituation des Landes geführt und bewertet. Hierbei werden kampfmittelbelastete Flächen, angelehnt an den baufachlichen Richtlinien (früher: Arbeitshilfen) „Kampfmittelräumung“des Bundes, in Kategorien eingeteilt:
Kategorie 1: Der Kampfmittelverdacht hat sich nicht bestätigt. Außer einer Dokumentation besteht kein weiterer Handlungsbedarf.
Kategorie 2: Auf der Fläche werden Kampfmittelbelastungen vermutet oder wurden festgestellt. Für die Gefährdungsabschätzung sind weitere Daten erforderlich. Es besteht weiterer Erkundungsbedarf.
Kategorie 3: Die festgestellte Kampfmittelbelastung stellt zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Gefährdung dar. Sie ist zu dokumentieren. Bei Nutzungsänderungen undInfrastrukturmaßnahmen ist eine Neubewertung durchzuführen. Daraus kann sich ein neuer Handlungsbedarf ergeben.
Kategorie 4: Die festgestellte Kampfmittelbelastung stellt eine Gefährdung dar, die eine Beseitigung erfordert.
Quelle:https://www.bfr-kmr.de/kapitel_5.2.html
Im Kampfmittelkataster des Landes Mecklenburg-Vorpommern waren Anfang 2020 mehr als 800 Flächen verzeichnet. An Land sind noch –trotz mehrerer tausend Hektar, welche in den vergangenen Jahrzehnten von Munition geräumt wurden–folgende Flächen erfasst:
Kategorie 1: 44Flächen ca. 1.000 ha
Kategorie 2: 278Flächenca. 7.000 ha
Kategorie 3: 297Flächenca. 45.000 ha
Kategorie 4: 165Flächenca. 37.000 ha
insgesamt 784 Flächenmit ca. 90.000ha
Aus den in den vergangenen Jahren erfolgten Recherchen zu den Schießgebieten vor der Ostseeküste des Landes, wurden aus dem Zeitraum ab 1871 bis heute rund 75 Schießgebiete identifiziert, die –zum Teil überlappend und über die Jahrzehnte mehrfach verändert –eine Fläche von insgesamt rund 15.000 km² umfassen. Davon sind rund 8.800 km² (880.000 ha) innerhalb der 12 Seemeilenzone vor Mecklenburg-Vorpommern. Diese Flächen werden im Kampfmittelkataster des Landes ebenfalls in der Kategorie 3 geführt.
Stark Munitionsbelastete Gebiete in MV